Elstra/Kamenz: 315 Tonnen, 52 Meter lang, viele abmontierte Ampeln und Schilder, eine Tonnenschwere Hilfsbrücke über die Schwarze Elster – Fakten über ein Gigant, der gestern Nacht von Salzenforst über die A4 bis Burkau, Elstra, Kamenz bis nach Laußnitz bei Königsbrück transportiert wurde.
Die in den Görlitzer Siemenswerk gebaute Gasturbine muss bis in den Hafen nach Dresden. Von dort geht es über das Wasser weiter bis nach Hamburg und auf einem Megafrachter nach Orlando, Florida. Der Transport in der letzten Nacht war nicht der erste einer solchen Megaturbine, eine ist bereits auf den Weg über den Ozean. 22 weitere folgen, 24 innerhalb eines Jahres.
„Die Gasturbine hat eine Höhe von 6,20 Meter und eine Breite von 6,20 Meter. Durch die Baustelle in Panschwitz-Kuckau und den niedrigen Autobahnbrücken, fahren wir über Kamenz-Wiesa nach Königsbrück um von dort nach Dresden in Hafen zu kommen“, erzählte Transportbegleiter Franco Toscano. Der 49-jährige machte sich vor der Abfahrt am Dienstagabend, zusammen mit den beiden LKW-Fahrern noch ein Bild von der Lage in Wiesa.
„Der Transport wiegt ungefähr 315 Tonnen, wird 52 Meter lang sein und hat 20 Achsen. Hier in Wiesa wird eine der Schlüsselstellen des Transportes werden,“ erzählte Franco Toscano. Denn die Brücke, welche über die schwarze Elster führt, ist für diese Lasten nicht ausgelegt. Das so schon baufällige Objekt wird aufwendig mit einer Behelfsbrücke gesichert. Verantwortlich für den Aufbau ist die junge Truppe um Christian Jahn vom Kranunternehmen Kunze aus Radeberg.
Der 29-Jährige ist zusammen mit seinem Trupp ab 18:00 Uhr am Dienstagnachmittag in Wiesa zugegen gewesen, um die Brücke zu überbauen. „Wir bauen hier eine stählerne Behelfsbrücke über die eigentliche Fahrbahn. Somit wird die schwere Last besser verteilt und die Statik der Brücke nicht voll beansprucht,“ erklärte Christian Jahn. Mit einem 200-Tonnen Kran heben die Mitarbeiter die verschiedenen Segmente an ihren Bestimmungsort.
„Die größeren Brückensegmente sind 11 Tonnen schwer, die kleineren rund 3 Tonnen. Dabei ist es extrem wichtig, dass die Brücke zentimetergenau auf der Fahrbahn platziert wird,“ beschrieb der Aufbauleiter. Knapp drei Stunden lang haben die Mitarbeiter der Kranfirma Segement für Segment aneinander gebaut und mit schweren Bolzen gesichert. „Die Brücke ist, wenn sie fertig ist, gebogen. Erst mit der Belastung des Gespanns, wird sie sich ebenerdig biegen und das Gewicht perfekt verteilen“, erzählte Christian Jahn.
Verantwortlich für den Mega-Transport ist die Spedition Bender. Sie haben auch die Brückenteile nach Wiesa geliefert. „Wir stehen mit den LKW auf dem Rastplatz Oberlausitz und werden uns gegen 22:00 Uhr auf den Weg nach Wiesa machen,“ sagte Franco Toscano vor der Abfahrt am Abend. Stattfinden wird dieser Mega-Transport in Begleitung der Polizei. Auch ein Vorrausteam ist dabei, welches Ampeln und Schilder entfernt, Strom und Telefonleitungen hochhängt.
Nachdem der Transport die jeweiligen Stellen passiert hat, wird gleich wieder zurück gebaut. Erst gegen Mitternacht war der 315 Tonnen Transport dann in Wiesa angekommen. „Wir pumpen das Fahrzeug hydraulisch hoch, so dass wir genug Bodenfreiheit haben, um über die Behelfsbrücke zu kommen,“ erklärte einer der Fahrer. Für Begleiter Franco Toscano einer der heikelsten Momente bei dem Projekt.
Das Gespann, was von einem 650-PS LKW gezogen und von einem gleichen geschoben wird, muss exakt auf die Brücke zufahren, um diese ohne Schaden überwinden zu können. Spielraum rechts und links bleibt nicht viel. Doch die Fahrer sind geschult. „Wir fahren fast täglich solche Größen, sind dafür ausgebildet und haben schon viele Engstellen durchfahren. Die in Wiesa schaffen wir natürlich auch,“ sagten die Fahrer. Für sie Alltag, für manch anderen Highlight.
Schon während des Brückenaufbaus gab es einige Zuschauer in Wiesa, welche es sich auch in der Nacht nicht nehmen ließen, das Ungetüm hautnah zu erleben. Einer von ihnen war Klaus Naroweck. „Der Brückenaufbau allein ist schon extrem spannend. Die ganze Technik die hier verwendet wird, fasziniert! Auch der Transport selbst hat gigantische Ausmaße und die Leute die hier arbeiten, verstehen ihr Handwerk sehr gut,“ meinte der 69-Jährige.
Nachdem sich der Transport über die Brücke, vorbei an den Zuschauern, seinen Weg ins Stadtzentrum von Kamenz gebahnt hatte, ging es weiter nach Königsbrück. „Wir fahren jetzt noch nach Königsbrück und werden dort bis Mittwochabend warten. Anschließend fahren wir in der kommenden Nacht in den Hafen nach Dresden,“ erklärte Begleiter Franco Toscano von der Transportfirma.
Für Christian Jahn und sein Team ist nach der Brückenüberquerung erneut Arbeit angesagt. Noch in der Nacht bauten die engagierten Mitarbeiter das gesamte Brückenkonstruk ab und verluden es auf die LKW. Am Morgen war von dem ganzen Treiben nichts mehr zu sehen. Dieser ganze Ablauf wird sich in den kommenden Monaten noch 22 Mal abspielen.
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