Bischofswerda: Eine Gewitterfront aus Süd/Südwest zieht über den Landkreis Bautzen. Starke Regenfälle mit bis zu 50 Litern innerhalb von zwei Stunden fluten Felder, Straßen, Keller. Der Boden ist trocken, hart, kann das viele Wasser in der kurzen Zeit nicht aufnehmen. Zahlreiche Bäume halten dem Sturm nicht mehr stand und knicken um. Einige von ihnen landen auf Straßen, lehnen sich an Häuser oder fallen sogar auf Fahrzeuge.

Zahlreiche Notrufe erreichen die integrierte Leitstelle in Hoyerswerda über die 112. Alles Szenarien, die in den letzten Jahren schon mehrfach vorkamen. Seit etwa einem Jahr gibt es für solche größeren Schadenslagen ortsfeste Landfunkstellen, die die Leitstelle in Hoyerswerda bei dem starken Aufkommen von Einsätzen unter die Arme greift. Grade der Funkverkehr ist bei solchen Einsätzen immer stark belastet und teilweise bricht die Kommunikation unter den Einsatzleitern und der Leitstelle komplett zusammen.

Am Freitagabend spielte man ein solches Szenario, welches es schon zwei Mal im Ernstfall gab, mit allen Feuerwehren, die mit unter der ortsfesten Landfunkstelle Bischofswerda zählen, durch. Neben der Freiwilligen Feuerwehr aus Bischofswerda waren die weiteren Bischofswerdaer Gemeindewehren aus Schönbrunn, Geißmannsdorf, Goldbach, Weickersdorf und Großdrebnitz dabei. Ebenfalls zu dieser „Leitstelle“ zählen die Freiwilligen Feuerwehren aus Rammenau, Frankenthal sowie die komplette Gemeindefeuerwehr aus Großharthau mit Bühlau, Seeligstadt und Schmiedefeld.

Gegen 16:45 Uhr wurde der Ablaufplan der mehrstündigen Übungseinheit gestartet. Die Alarmierung der ortsfesten Stelle wurde durch die Leitstelle in Hoyerswerda herausgegeben. Mehrere Gemeindewehrleiter trafen im Gerätehaus Bischofswerda ein, teilten einen Einsatzleiter sowie die verschiedenen Aufgaben zu. Die Technik wurde hochgefahren. Das Kommando übernimmt der Einsatzleiter. Eer zieht die Strippen in der Landfunkstelle und muss die ganze Zeit die Übersicht behalten.

Im vorderen Bereich laufen die Faxe mit den Notrufen von der Leitstelle aus Hoyerswerda ein. Das Fax kommt an, wird dem Einsatzleiter übergeben. Dieser priorisiert alle aktuellen Einsätze nach Wichtigkeit. Sind Menschenleben in Gefahr? Muss dieser Einsatz sofort abgearbeitet werden? Sind Kräfte in der Nähe frei oder noch an einer anderen Einsatzstelle? Ist diese Frage geklärt, übernimmt ein Funker die Aufgabe der Alarmierung. Für ein großes Aufkommen gibt es auch noch einen zweiten Funker.

Diese funken die Fahrzeuge an und übergeben den nächsten Auftrag. Gleichzeitig schreibt ein Kamerad der Feuerwehr in der Funkstelle den Einsatzauftrag an eine große Pinnwand. Hier werden Fahrzeug, Auftrag und Ort genau notiert. So haben alle schnellstens eine Übersicht, welche Fahrzeuge noch auf Abruf sind und welche nicht zur Verfügung stehen. Zwei weitere Kameraden bewachen zum einen das Wetterradar, zum anderen die Anfahrten zu den Einsatzstellen. Hier wird geklärt, ob Straßen gesperrt sind und wie die Anfahrtswege für die Kameraden der Feuerwehren sind.

Ein genau strukturierter Ablauf, von Einsatz zu Einsatz. Nach etwa 90 Minuten wurde die Übergabe an die zweite Schicht geprobt. Die Einsatzleiter verschaffen sich gemeinsam eine Übersicht der offenen Einsätze. Mit unter können solche Unwetter über viele Stunden gehen und sich die Abarbeitung der zahlreichen Einsätze in die Länge ziehen. Zwischen der Übung bekamen die Kameraden aus Bischofswerda auch einen scharfen Einsatz herein, der natürlich sofort die höchste Priorität bekam und bearbeitet wurde.

Alle Kameraden der 12 Wehren hatten mit umgestürzten Bäumen zu kämpfen, überflutete Straßen und Keller, aber auch mit Blitzschlag in einer Scheune und einem darauf folgenden Brand. Waren sie am Einsatzort angekommen, so markierte ein Pfahl mit einem Zettel daran die Einsatzstelle. Für die Kameraden hieß es dann, einen Ablaufplan abzuarbeiten nach dem Motto: „Was müsstet ihr jetzt im Ernstfall an dieser Stelle machen.“

Plötzlich Aufregung in der „OLF“, im Bischofswerdaer Bauamt brach ein Feuer aus, die Brandmeldeanlage hatte Alarm ausgelöst. Die Kameraden aus Bischofswerda und Geißmannsdorf bekamen die Aufgabe, mehrere Personen aus dem Gebäude über eine Drehleiter oder über den Flur zu retten – natürlich auch das Feuer zu löschen.

Kurz nach 21:00 Uhr wurde die Ortsfeste Landfunkstelle aus Bischofswerda dann wieder heruntergefahren. Man übergab wieder an die Leitstelle Hoyerswerda. Zum gemeinsamen Miteinander trafen sich im Anschluss alle Wehren im Gerätehaus Bischofswerda, es gab Essen aus der Gulaschkanone.

Die Übungsleiter zogen am Ende aber ein positives Fazit. „Hier und dort wird man noch an kleinen Stellschrauben drehen müssen.“ Genau um solche Dinge zu sehen, verbessern zu können, bedarf es solcher Übungen, auch im größeren Rahmen.

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